Hans Preuschoff

Journalist im Dritten Reich

Zweite Etappe: Litzmannstädter Zeitung 1940-1942

Meiner „von oben" verfügten Uk-Stellung für die Litzmannstädter Zeitung traten unerwartete Schwierigkeiten innerhalb meiner Einheit entgegen. Ich war immer noch Schreiber beim Divisionsstab, Abteilung Ic. Die 228. Infanteriedivision war allerdings nach dem Krieg mit Frankreich, zu dem sie nicht mehr benötigt wurde, aufgelöst worden. Doch blieb der Stab beisammen zur Aufstellung der neuen 16. Inf. Div. (mot.) Schon der Kommandant Stabsquartier, dem ich als Schreiber unterstellt war, machte einige Bedenken geltend. Tatsächlich hatte sich die militärische Lage verschlechtert. Die beiden Dolmetscher, die unserer Abteilung zugeteilt waren, mußten für den Divisionskommandeur, Generalleutnant v. Chappius, die englischen Nachrichten abhören, von denen sie die wichtigsten mir in die Maschine diktierten. Das war natürlich aufs strengste verboten, was wir vom General bis zum Schreiber trieben, aber was scherte das den Herrn v. Chappius. Hagemann bemerkt: „Das Abhören ausländischer Sender wurde nur denen gestattet, die eine ausdrückliche Genehmigung hierzu von einer obersten Reichsbehörde hatten. (HAGEMANN, S. 301) General v. Chappius hatte eine solche Genehmigung mit Sicherheit nicht. Ich wurde natürlich zur Geheimhaltung vergattert, und ich hütete mich schon um meines Kopfes willen, den Kameraden zu erzählen, was ich auf diese Weise erfuhr. Täglich berichtete der englische Sender von furchtbaren Verlusten, die unsere Luftwaffe bei ihrer Offensive gegen England erlitt. Auch wenn man von den genannten Zahlen gewiß Abstriche machen mußte: Was blieb, war schrecklich genug. Jedenfalls war bereits die Lufthoheit über England nicht erreicht worden, die das Heer zur Voraussetzung einer Invasion gemacht hatte. So unterblieb diese, zu der man alle verfügbaren Schiffe bis vom fernsten Ostpreußen beordert hatte.

Zudem erlebte ich noch bei der Wehrmacht den Besuch des sowjetischen Außenkommissars Molotow in Berlin am 12./13. November 1940, dessen negativer Ausgang Hitlers Entscheidung für den Rußlandfeldzug bestimmte. So hing meine Uk-Stellung buchstäblich am seidenen Faden, und ich hütete mich, sie von mir aus zu gefährden. Darum respektierte ich auch die Einwände des Ic Hauptmanns Wedigo v. Wedel. Ich bin mit ihm glänzend ausgekommen, aber beim Barras, wie wir statt Kommiß sagten, gehen die Uhren eben anders.

Die 16. Inf. Div. (mot.) wurde auf dem Truppenübungsplatz Wahn aufgestellt, der Divisionsstab lag in Köln im Hotel „Reichshof", das später ausgebombt worden ist. Nur das Portal ist noch in den (44) Neubau neben der bekannten kölschen Gaststätte Früh einbezogen worden. Nach dem Besuch eines Gürzenich-Konzertes kam mir der Gedanke, ein solches für unsere Division zu arrangieren. Das gelang mir mit Hilfe von „Kraft durch Freude", die das Konzert finanzierte. Das Gürzenich-Orchester spielte, was laut und schön war, von der Tannhäuser-Ouvertüre bis zum Walkürenritt. Das Lob des Generals steckte sich der Ic ein. Nun machte dieser seine Zustimmung zu meiner UK-Stellung, die an sich gar nicht erforderlich war, davon abhängig, daß ich für einen geeigneten Nachfolger sorgte. Ich widersprach nicht, aus den angegebenen Gründen, auch wollte ich von Hauptmann v. Wedel keinesfalls in Unfrieden scheiden. Ich präsentierte erst ein nettes Pastörchen, das aber nicht angenommen wurde. Mehr Glück hatte ich mit einem echten Journalisten namens Lange. Weil er mir die Freistellung ermöglichte, sei ihm der „Rufmord" verziehen, den er nach dem Kriege in Bonner Journalistenkreisen an mir begangen hat. Davon erzählte mir mein alter Freund Georg Heider, führender Wirtschaftsjournalist bei der CDU, mit Behagen. Ich hätte, so Lange, Wedigo v. Wedel im Dom-Hotel im Bette mit einer bekannten Filmschauspielerin, die bei uns gerade in Truppenbetreuung machte, erwischt, worauf der Herr Hauptmann mit dem Stiefel nach mir geworfen habe. Die Geschichte stimmt mit einer wichtigen Einschränkung: Das Objekt des hauptmännlichen Stiefels war nicht ich, sondern der Schütze T., der der Abteilung für die sogenannten niederen Dienste, als da sind das Putzen der Ic‑Stiefel usw. usw., zugeteilt war. Doch fing Freund Heider immer wieder von der nach seiner Meinung reizenden Story an, und so werde ich wohl bis an mein Lebensende damit leben müssen. Aber wenn mein Kopf weiter nichts zu ertragen hätte als einen Hauptmannsstiefel, wäre ich reichlich zufrieden.

Von Köln habe ich mich dann nach Breslau begeben, wo sich meine Frau seit Kriegsbeginn bei ihrer Mutter aufhielt. Sie wußte, daß sie mit mir nach Litzmannstadt ziehen müsse - sonst hätte ich auch bei der Wehrmacht bleiben können, wo ich unter Kameraden war. Es war töricht von mir, daß ich nicht von Breslau aus zunächst telefonischen Kontakt mit den Gewaltigen von der Litzmannstädter Zeitung aufnahm. Ich hätte dann nämlich erfahren, daß ich dort erst nach Weihnachten erwartet würde. So hätten wir noch den Umständen entsprechende schöne Festtage in Breslau verleben können mit dem geliebten Transeamus in der Domkirche. In Litzmannstadt verliefen sie dann sehr trist, und ich kann es meiner Frau nicht verdenken, daß ihr die Tränen kamen.

Jedenfalls machten wir uns Mitte Dezember auf den Weg nach Litzmannstadt - bangen Herzens. Die Fahrt durch die winterliche Ödnis des ehemaligen Kongreßpolen war alles andere als erheiternd. Aufgrund einer Anzeige in den Breslauer Zeitungen hatten wir uns ein Zimmer im „Hotel General Litzmann", dem bisherigen Grand-Hotel, bestellt. Das war schon der erste Fauxpas, den ich mir (45) erlaubte. Wie mir Verlagsdirektor Wilhelm Matzel bei meinem ersten Besuch sogleich an den Kopf warf, hätten sie für uns das natürlich billigere Hotel Metropol vorgesehen (das Joseph Roth zum Vorbild für seinen Roman „Hotel Savoy" gedient haben soll). Wir kamen abends in Litzmannstadt an und ließen uns mit einer Pferdedroschke zum Hotel fahren. Wir haben, Herr Matzel möge es entschuldigen, das komfortable Zimmer mit Bad genossen, auch wenn es in puncto Sauberkeit usw. nicht den Ansprüchen genügte, wie sie später einmal bei einem Gastspiel die berühmte Sängerin Emmi Leisner erhob.

Am nächsten Morgen suchte ich wohl zuerst die Redaktion der Litzmannstädter Zeitung auf, um mich dem Hauptschriftleiter Dr. Kurt Pfeiffer, vorzustellen. Ein Sachse aus Naumburg, der zuvor Hauptschriftleiter der gleichfalls zur Phönix-Gruppe gehörenden Wormser Tageszeitung gewesen war. Wir sind miteinander gut ausgekommen, zumindest äußerlich, ob er aber immer ganz aufrichtig war? Er kungelte mit dem Verlagsdirektor, auch verkehrten sie mit ihren Frauen privat, beide kinderlos.

Dann machte ich mich auf den Weg ins Verlagshaus, das einige hundert Meter vom Redaktionsgebäude stadteinwärts lag. Vom ersten Hieb, den mir Herr Matzel versetzte, habe ich bereits berichtet. Dann aber stellte er, sich in der von ihm dann gewohnten Weise auf seinem Sessel räkelnd, an mich die rhetorische Frage: „Sie sind natürlich katholisch?" Ich konnte sie nicht verneinen. Darauf er: „Ich bin es auch, aber kirchlich gesehen war ich immer ein schlechter Katholik". Nun wußte ich es. Matzel kam von der Gleiwitzer Volksstimme, deren Chefredakteur und wohl späterer Verlagsdirektor er gewesen war. Boshafte Kollegen nannten ihn den Kofferträger des Herrn Prälaten, womit sie den oberschlesischen Zentrumsführer Karl Ulitzka meinten, dessen Organ die Volksstimme war. Auch weiterhin erwies Matzel mir mancherlei Liebenswürdigkeiten. Auf Anregung des Verlagsdirektors der Ermländischen Zeitung, Orth, wurde ein Austausch zwischen ihr und der Litzmannstädter Zeitung vereinbart. Während Orth bei einem Besuch in Braunsberg mein neues Blatt für gut befand, was mich aus dem Munde eines alten Journalisten natürlich freute, versicherte mir Matzel eines Tages in Anwesenheit von Dr. Pfeiffer - die beiden traten gern gemeinsam auf, wobei Matzel sprach und Pfeiffer nickte -,sie hätten mich nicht genommen, hätten sie die Ermländische Zeitung früher gesehen. Was sollte ich darauf antworten? Ehrlicherweise hätte ich sagen müssen, nun wüßten sie auch, warum ich mit Macht von Braunsberg drängte. Sollte ich aber das Nest bekleckern, in dem ich flügge geworden war? Also sagte ich gar nichts.

Matzels erste Beschäftigung am Morgen war, daß er unsere Zeitung mit dem Gaublatt Ostdeutscher Beobachter in Posen verglich. Hatte ich eine Meldung nicht, die wir nach seiner Meinung hätten (46) bringen müssen, kriegte ich es zur Abendbrotzeit, wenn er regelmäßig in der Setzerei aufkreuzte, wo ich die ersten Seiten umbrach, zu hören: Preuschoff, wir liegen wieder schief! Diese ständige Redensart ist mir noch heute gegenwärtig und wird von mir bei passenden Gelegenheiten gern zitiert. Als ich zur Presse ging, wünschte mir Professor Switalski, der dem Verwaltungsrat der Ermländischen Zeitung angehörte, vor allem ein dickes Fell. Dieses konnte ich bei Matzel gebrauchen. Obschon ich seine Meckereien, zu denen er sich als Verlagsdirektor verpflichtet fühlte, nicht ernst nahm: Im Grunde hat er, was ich auch spürte, meine Arbeit geschätzt. Als ich Litzmannstadt hatte verlassen müssen, bekam ich von ihm in Berlin einen Brief, in dem er meinen Weggang sehr bedauerte. Hier schrieb er mir, was er mir in Litzmannstadt zum Verrecken nicht sagen wollte. Nach dem Kriege habe ich Matzel in Köln wiedergetroffen, wo er beim WDR gelandet war. Weil er sich stark für die Vertriebenen und das Heimatrecht einsetzte, war er bei der Einstellung der meisten Redakteure des WDR dort zunehmend isoliert. Sein Grab, in dem er neben seiner Gattin auf dem Melaten-Friedhof ruht, war bei unserem letzten Besuch schon reichlich verwildert.

Was gar nicht erst diskutiert wurde, als ich nach Litzmannstadt kam, war das Ressort, das ich verwalten sollte. Man sah es als selbstverständlich an, daß ich das politische übernehmen werde. In Braunsberg hatte ich vor allem das Feuilleton besorgt und die Politik nur in den Wochen gemacht, in denen der Hauptschriftleiter Dr. Faller in Urlaub war. Welche Leser behaupteten, es an den zugreifenden Überschriften zu merken, wenn ich dran war. Nun in Litzmannstadt wurde mir, ohne viel Federlesens zu machen, die Politik zugeschanzt. Manche Leser mögen die Nase rümpfen, daß ich die Aufgabe eines politischen Redakteurs übernommen habe. Sie war halb so schlimm. Gerade der politische Teil wurde durch die täglichen Richtlinien und Sprachregelungen dermaßen bestimmt, daß seinem Leiter kaum Spielraum blieb. Er konnte höchstens durch Auswahl und Plazierung der grundsätzlich mit einer Meinung im Sinne des Systems eingefärbten Nachrichten eine gewisse persönliche Note erkennen lassen. Von einem weiteren Weg, der Uniformierung zu begegnen, wird sogleich die Rede sein. Größere Bewegungsfreiheit hatte der heimatliche Teil, der demzufolge redaktionell stärker besetzt war.

Die Litzmannstädter Zeitung war eine Morgenzeitung, die Redaktionsarbeit besonders des politischen Teils erstreckte sich also bis in die späten Abend‑ und frühen Nachtstunden. Am ersten Tag meines Wirkens blieb der Hauptschriftleiter Pfeiffer noch bis zum Andruck der ersten Nummern in der Redaktion und unterstützte mich beim Umbruch. Doch schon am zweiten Tage ging er wohl im Bewußtsein, daß ich es hinkriegen werde, gegen 8 Uhr abends wie (47) auch weiterhin mit Matzel nach Hause. Als ich später einige Wochen in Riga bei der Deutschen Zeitung für Ostland tätig war, verließ der Hauptschriftleiter Dr. Michel als letzter das Schlachtfeld, wobei ich für den militärischen Ausdruck um Verzeihung bitte, aber Experten wissen, daß er für die letzten Stunden und Minuten vor dem Andruck einer Zeitung nicht fehl am Platze ist. So hat man mich in Litzmannstadt ins Wasser geworfen, und ich habe sehr bald schwimmen gelernt, eben weil ich mußte. Pfeiffer hinterließ allenfalls einen 08/15-Artikel. Weil der Stoffandrang zu groß war und ich mir keinen Rat wußte, wie ich das alles auf zwei Seiten unterbringen sollte, und Pfeiffer telefonisch bat, seinen Leitartikel zu verschieben, lehnte er dies ungerührt ab. So ließ ich ihn fortan lieber gleich in Ruhe.

Auch in Litzmannstadt übernahm ich wie in Braunsberg aus eigenem Antrieb ein weiteres Ressort: den Sportteil. Dieser war bei meinem Amtsantritt in geradezu beschämender Verfassung. Wer sofort Feuer und Flamme war, als ich mein Angebot machte: Wilhelm Matzel! Hier war keine Rede von technischen Schwierigkeiten, wie man sie zu Braunsberg geäußert hatte. Zu den eifrigsten Lesern meines Sportteils gehörte Matzel selbst. Es war schon eine Ironie, daß ich, der denkbar unsportlichste Mensch, gleich an zwei Zeitungen den Sportteil in Schwung gebracht habe.

Bei der Litzmannstädter Zeitung gab es keine festen Arbeitsstunden, wie sie der pingelige Herr Prälat Skowronski in Braunsberg festgelegt hatte. Ich bin am Vormittag auf die Redaktion gegangen, um das angelaufene Material durchzusehen und das meiste davon dem wichtigsten Requisit einer jeden Redaktionsstube, was der Papierkorb ist, anzuvertrauen. Meine eigentliche Tätigkeit begann am Nachmittag. Wir waren an den Hell-Schreiber angeschlossen. Die Mitarbeiter, die ihn bedienten, brachten mir die Überschriften der anlaufenden Meldungen. Wenn sie mich interessierten, wurde die Meldung in die Schreibmaschine getippt, wenn nicht, wurde es gelassen. Ich glaube, das war die Prozedur - es ist immerhin schon über 40 Jahre her! Auf jeden Fall schaltete ich um 20 Uhr den Rundfunk ein, um die Tagesnachrichten zu hören, einmal um zu kontrollieren, ob mir nichts Wesentliches entgangen war, zum anderen, weil das danach anlaufende Material interessanter war, da es die Leser der Zeitung noch nicht in den Abendnachrichten mitbekommen hatten. Der große Kampf, den die Zeitungsmacher damals besonders im politischen Teil zu bestehen hatten, war der gegen die Langeweile. Da die Zeitungen auf das Deutsche Nachrichtenbüro angewiesen waren, sahen die meisten Blätter praktisch einander gleich aus, es sei denn, sie konnten sich wie die Frankfurter Zeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung und mit einigem Abstand auch noch wenige andere Zeitungen eine größere Zahl von Redakteuren und Auslandskorrespondenten leisten. Auch konnten diese Zeitungen gewissen „Beistand" finden bei (48) Leuten wie Goebbels, Amann und Rienhardt.(Vgl. GILLESSEN, S. 201. ‑ Das Buch von Gillessen ist aus unserer damaligen Sicht die dramatische Schilderung des Kampfes der Redaktion der Frankfurter Zeitung um eine lesbare und im Rahmen der Möglichkeiten wahrhaftige Zeitung.) Ihre Beiträge bewegten sich manchmal hart an der Grenze des Erlaubten und gingen womöglich noch darüber hinaus.

Was ich gestehen muß: Mit besonderem Interesse habe ich die griffigen Berichte des Tokio‑Korrespondenten des Berliner Tageblatts und der Frankfurter Zeitung Richard Sorge gelesen. Er ist dann als Sowjetagent entlarvt und 1944 hingerichtet worden. Wir in der Litzmannstädter Zeitung suchten der Gefahr der Uniformität dadurch zu begegnen, daß wir uns einen Berliner Korrespondenten hielten, der jeden Abend einige Meldungen und Berichte telefonisch durchgeben ließ. Auch er mußte sich natürlich an die Sprachregelungen des "Promi" halten, aber seine Beiträge lasen sich eben anders als die des DNB, und vielleicht bemerkte er manchmal in einem Eckchen etwas, das die Leser, die zwischen den Zeilen zu lesen gelernt hatten, „dechiffrieren" konnten.

Mit dem Berliner Korrespondenten passierte mir einmal ein reizendes Malheur. Es war an einem Abend, an dem es noch bewegter als sonst in der Schriftleitung zuging. Ich meine, daß an dem Tage einige Kollegen zu einer Pressetagung nach Posen gefahren waren, so daß ich beim Umbruch auch einen Blick auf deren Seiten werfen mußte. Wir hatten einen ausgezeichneten Stenographen namens Mauermann, dessen überragende Fähigkeiten schon dadurch bewiesen werden, daß er nach dem Kriege erster Stenograph des Landtags von Nordrhein-Westfalen geworden ist. Unser Mauermännchen nahm also die Meldungen aus Berlin auf und übertrug sie mit der Schreibmaschine. Ich warf im Gedränge des Abends nur einen flüchtigen Blick auf die Manuskripte, ehe sie zur Setzerei gingen, schließlich waren die Sachen unseres Berliner Korrespondenten astrein und Mauermann zuverlässig. Allzu zuverlässig, wie sich an dem Abend herausstellte. Der schnoddrige Berliner, der die Meldungen im Auftrage unseres Korrespondenten durchgab, hatte nach einem englischen Zitat, ehe er die Übersetzung brachte, eingeschoben: für die Minderbegabten! Unser Mauermännchen hatte die Zwischenbemerkung treu und brav mitstenographiert und nachgeschrieben, ich hatte sie bei der flüchtigen Durchsicht übersehen, und so erschien sie dann am nächsten Morgen tatsächlich in der Zeitung! Es wäre natürlich Sache des Hauptschriftleiters gewesen, mit den zuständigen Stellen, dem Gaupresseamt und vor allem Gaupropagandaamt, die Angelegenheit zu klären, doch er tat es von sich aus nicht, und ihn darum zu bitten, paßte mir nicht. So bekam ich denn nach einigen Tagen vom Gaupropagandaamt ein geharnischtes Schreiben, schon auch weil dieses mit Wonne die Gelegenheit ergriffen hatte, der ungeliebten, weil nach den damaligen Auffassungen bürgerlichen Litzmannstädter Zeitung und wohl auch (49) mir selbst eins auszuwischen. Darin war von einem unglaublichen Hochmut die Rede, der die ganze doch so wichtige deutsche Aufbauarbeit im Osten (eine damals sehr beliebte Redensart) aufs höchste gefährde. In dem Ton ging es eine ganze Weile weiter. Schade, daß der Wisch mir im Drang der Ereignisse abhanden gekommen ist, er würde heute in meiner Stube hängen - zur Erinnerung an eine große Zeit!

Eines anderen späten Abends wurde mir der neue Gaupressedienst aus Posen auf den Tisch gelegt. Ich würdigte ihn nur eines kurzen Blickes, weil er an sich so langweilig war wie alle derartigen Erzeugnisse, die das damals schon kostbarer werdende Papier nicht wert waren, sondern nur die Existenzberechtigung ihrer Herausgeber beweisen sollten. Doch beim Anblick einer Meldung stutzte ich. Der Führer wolle, so hieß es darin, nach dem siegreichen Ende des Krieges jährlich einige Monate vom Posener Schloß aus den neu gewonnenen „Lebensraum im Osten" regieren. Ich hatte sofort das Empfinden, daß die Meldung, um es in der Journalistensprache zu sagen, stank. Posen lag schließlich nur einige Kilometerchen von Berlin entfernt; wenn Hitler schon unbedingt im Osten regieren mußte, hätte sich Kiew oder eine andere Stadt im neuen „Lebensraum" angeboten. Aber was soll's? Der Bericht war mal was anderes als das ewige Einerlei. An sich hätte ich in dem Falle den Hauptschriftleiter befragen müssen, aber der war wie immer längst über alle Berge, und ihn deswegen anzurufen, stand mir nicht an. Ohnehin hätte er, wie ich ihn kannte, mir die Entscheidung und damit die Verantwortung überlassen. Also handelte ich auf eigene Faust. Ich entschloß mich, die Meldung auf der ersten Seite zu bringen, zwar nicht als Aufmacher, d. i. als Hauptüberschrift, aber doch dreispaltig mit der pompösen Überschrift: „Posener Schloß wird Führerpfalz im Osten." So lasen es die Leser am kommenden Morgen, vielleicht etwas überrascht und erstaunt, aber es dürfte keinen gegeben haben, der sie nicht gelesen hat, und eben darauf kam es mir vor allem an. Und ich harrte nun der Dinge, die da kommen würden. Und sie kamen in Gestalt einer Sprachregelung in den vertraulichen Informationen des Berliner "Promi": „Die Meldung der `Litzmannstädter Zeitung´, ,Das Posener Schloß wird Führerpfalz im Osten`, ist von der deutschen Presse nicht zu übernehmen." Eigentlich mußte, wie ich es natürlich auch getan hatte, als Quelle der Meldung der Gaupressedienst in Posen angegeben werden, aber wie sagt doch das Sprichwort: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Das war jedenfalls alles, was ich von der „Panne" zu lesen und zu hören bekam. Möglicherweise wurde mir zusätzlich zu den „Minderbegabten" ein weiterer Minuspunkt auf der Karteikarte, die mit Sicherheit über mich von der Gestapo und sonstwo angelegt war, „gutgeschrieben". Immerhin hatte ich es fertiggebracht, daß unsere Zeitung vor der ganzen deutschen Presse genannt wurde, und mancher Kollege im Reich (50) hat vielleicht seinen Spaß an der Überschrift gehabt. Matzel konnte nicht sagen: Wir liegen wieder schief, denn der Ostdeutsche Beobachter hatte die Meldung gar nicht gebracht. Wahrscheinlich hat die Schriftleitung des Parteiorgans beim Gaupropagandaamt angefragt, und dieses hat abgewinkt. Auf den Gedanken, uns vor der Meldung zu warnen, ist man im Gaupropagandaamt nicht gekommen, nicht zuletzt wohl auch, weil dadurch das oben erwähnte Neben- und Gegeneinander von Gaupresseamt und Gaupropagandaamt offenkundig geworden wäre. Möglicherweise hatte das Gaupropagandaamt auf meine „Instinktsicherheit" vertraut, die mich veranlassen werde, die Meldung nicht zu bringen. Ich war schon, wie angedeutet, „instinktsicher"; aber gerade deshalb brachte ich die Meldung heraus, eben weil sie zu schön war, als daß ich sie mir hätte entgehen lassen können. Das war eine der kleinen Freuden, die einem Journalisten damals noch gegönnt waren.

Am 16. Oktober 1942 erging vom "Promi" an die deutsche Presse folgende Tagesparole: „Die bedeutsamen militärischen Erfolge im Nordteil von Stalingrad nehmen den ersten Platz in den heutigen Blättern ein. Es empfiehlt sich Vorsicht in Aufmachung und Kommentierung, um nicht beim Leser den Eindruck zu erwecken, es sei jetzt das Ereignis fällig, auf das er seit Wochen gewartet hat". (Zitiert nach HAGEMANN, S. 261 f.) An einem der letzten Abende im Oktober empfing ich aber nach den Abendnachrichten einen Anruf (vom Gaupropagandaamt, wie ich mich erinnere), es sei in kürzester Frist mit dem Fall von Stalingrad zu rechnen. Es sollten schon jetzt alle Vorbereitungen getroffen werden, die Meldung ganz groß herauszubringen. So ließ ich denn mit den größten Lettern, über die wir verfügten, über die ganze Breite die Überschrift setzen: Stalingrad gefallen. Darunter noch ein ganz dicker Balken. Als ich wie üblich in meine nahe gelegene Wohnung zum Abendessen ging, nahm ich einen Abzug mit der Überschrift mit. Wir, meine Frau und ich, schauten sie uns beide mit einem Gefühl, wie soll ich es sagen, unheimlichen Stolzes an. Als ich in die Schriftleitung zurückkehrte, war die Meldung noch nicht eingetroffen. Ich wartete eine Stunde, zwei und noch länger, aber sie kam immer noch nicht. Als es höchste Zeit war, unser Blatt anzudrucken, damit es noch die auswärtigen Leser erreichte, nahm ich den Aufmacher in gewöhnlicher Schrift und Größe aus den angelaufenen Meldungen. Dann wartete ich noch eine Weile, um die bewußte Nachricht wenigstens den Lesern der Stadtausgabe zukommen zu lassen. Als aber der Morgen immer weiter fortschritt, ohne daß sie mitgeteilt wurde, ließ ich die Überschrift endgültig auseinandernehmen. Sie ist, ich brauche es nicht erst zu sagen, niemals benötigt worden. Wie ich die Tragödie von Stalingrad miterlebte, davon wird später die Rede sein.

(51) Von den Litzmannstädter Kollegen war mir der liebste Adolf Kargel, der langjährige Chefredakteur der Lodzer Freien Presse. Ein stiller, nobler Mann. Er wurde bei der Umstellung der Zeitung sozusagen entthront und zum Lokalredakteur bestimmt, was er mit der ihm eigenen Würde trug. Die meiste Zeit waren ihm für den Außendienst zwei Schriftleiter beigegeben. Die Einengung des politischen Teils sollte, wie ich schon bemerkt, durch stärkere Aktivitäten auf dem heimatlichen ausgeglichen werden. Adolf Kargel und seine liebenswerte Gattin waren die einzigen, mit denen wir in Litzmannstadt freundschaftliche Beziehungen pflegten. Kargel ist am 15. Mai 1985 im Alter von 93 Jahren heimgegangen. Sein Hobby, dem er sich wie schon in der Heimat auch als Vertriebener in Hannover mit Leidenschaft widmete und das ihm die Anerkennung der Fachleute eingetragen hat, war die Münzenkunde.

Mitunter tauchten bei uns Journalisten auf, von denen man nicht so recht wußte, woher und wozu sie kamen. Ich mutmaße, daß daran Parteistellen aus dem Gau beteiligt waren, denen die Schriftleitung der Litzmannstädter Zeitung nicht parteifromm genug war. Ein Schleichertyp, der durch ein geschlossenes Auge noch unheimlicher wirkte, trachtete wohl Dr. Pfeiffer nach dem Leben. Nach unseren Erkundungen hatte er seine frühere Stelle auf Veranlassung der übrigen Schriftleiter aufgeben müssen. Er hatte einen Kollegen angezeigt, weil dieser eine der vertraulichen Informationen des "Promi", die unter Verschluß gehalten werden mußten, auf seinem Tisch hatte liegen lassen. Auf solche „Verfehlungen" standen strengste Strafen. Als ich einmal meinen freien Tag hatte, erwischte ihn Pfeiffer in meinem Zimmer, wie er in den dort auf dem Tisch liegenden Papieren wühlte. Es gelang uns, den unliebsamen Gesellen abzuschütteln. Ich habe ihn bald nach dem Kriege im Garten eines Wiesbadener Cafés sitzend wiedergesehen. Er hat gewiß auch mich erblickt. Aber ich bin nicht auf ihn zugegangen. Wir legten beide keinen Wert auf eine Wiederbegegnung. Ein anderer zu uns stoßender Kollege sollte wohl mich ablösen. Doch mußte man einsehen, daß er dem Posten nicht gewachsen war, er hat z. B. in der Zeit seiner Anwesenheit in unserer Schriftleitung nicht eine Zeile geschrieben. Ich tue ihm gewiß nicht unrecht, wenn ich annehme, daß er es war, der mich der Gestapo empfahl, ehe er Litzmannstadt den Rücken kehrte.

Die Litzmannstädter Zeitung war trotz oder gerade wegen ihrer Zugehörigkeit zum Phönix‑Verlag, der letztlich Eigentum des Reichsleiters der deutschen Presse, Amann, war, keine Parteizeitung im eigentlichen Sinne. So trug auch sie wie die Ermländische Zeitung nicht das Hoheitszeichen, wir sagten: den Vogel im Kopf wie das Organ des Gauleiters, der Ostdeutsche Beobachter in Posen. Unser Blatt wurde von den Gaustellen über die Achsel angesehen und, wo es ging, schikaniert. Ich erinnere mich, wie Pfeiffer mit mir zu Beginn meines Wirkens in Litzmannstadt zu dem zuständigen Mann (52) von der Nebenstelle des Gaupropagandaamts ging. Ein arroganter junger Bursche, der Pfeiffer alle möglichen Vorwürfe machte. Später schickte er Pfeiffer zur Veröffentlichung in unserer Zeitung ein Gedicht. Die Kulturbonzen entdeckten tatsächlich oft sozusagen von Amts wegen in sich eine Berufung zum Dichten. Das fing schon im "Promi" an. Ich höre noch, wie in Berlin bei einem Pressetreffen eine Mitarbeiterin der Zeitschrift Das Reich ungeniert sagte: „Wenn bei uns im Reich eine Panne passiert, nehmen wir ein Gedicht von einem aus dem `Promi´ auf, dann ist der Fall ausgestanden."

Der Leserkreis der Litzmannstädter Zeitung war sehr vielschichtig. Da waren zunächst die eingesessenen Deutschen, die gewiß sehr ihrer geliebten Freien Presse nachtrauerten. Dazu kamen zahlreiche Volksdeutsche, die Hitler von überallher „heim ins Reich" geholt hatte und von denen viele dem zu germanisierenden Warthegau, also auch Litzmannstadt anvertraut wurden. Ich sehe noch die selbstbewußten baltendeutschen Damen, wie sie in den Büros, in der Linken die obligate Zigarette, mit der Rechten lässig die Formulare ausfüllten, ohne ihre bedeutenden Gespräche zu unterbrechen. Und dann die Reichsdeutschen, die oft wie zum Hohn auf die verkündete Devise„ Für den Osten ist das Beste gerade gut genug!" von den Ämtern und Firmen im Reich viel zu gern dorthin abgeschoben wurden. Jüngere Reichsdeutsche zog es schon deshalb in den Warthegau, weil sie hier fürs erste wenigstens dem Wehrdienst entrinnen zu können glaubten. Das war das Publikum, das in seiner Unterschiedlichkeit die Litzmannstädter Zeitung gerade im lokalen Teil ansprechen mußte. Allerdings sollte auch hier nicht das Ziel der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik aus dem Auge verloren werden: die Züchtung des NS-Einheitsdeutschen. Gerade der Warthegau hätte sich wegen des Zusammenströmens von deutschen Menschen aller deutschen Stämme mit ihren, um es biologisch zu sagen, Abarten als denkbar geeignet zum „Schmelztiegel" erwiesen ‑ wäre es beim Warthegau geblieben. Heute wird man in dem Raume kaum noch deutsche Menschen antreffen. Seit 1940 erschien, in bester Berliner Tradition aufgemacht, die Wochenzeitung Das Reich, an der mitunter nur der von Joseph Goebbels gegen hohes Honorar verfaßte Leitartikel ärgerte. (Vgl. HALE, S. 277.) Als die Zeitung eine glänzend geschriebene Serie„ Der Humor der deutschen Stämme" gebracht hatte, ließ das "Promi" in seinen vertraulichen Informationen wissen, daß sie eigentlich nicht im Sinne der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik gelegen habe. Aber anscheinend wollte man sie doch nicht stoppen, weil die Beiträge, wie gesagt, aus den besten dafür geeigneten Federn geflossen waren.

In Litzmannstadt gab es natürlich auch ein deutsches Stadttheater (ob schon vor 1939, weiß ich nicht zu sagen. Der Litzmannstädter (53) Zeitung waren in der Loge, wenn man die Sitze hinter einem Verschlag so nennen will, vier Plätze zugestanden worden. Sie wurden bei den Premieren von den Herren Matzel und Pfeiffer mit ihren Frauen eingenommen. Sie fühlten sich wohl als Honoratioren, denn ich kann mich nicht erinnern, daß Pfeiffer jemals eine Kritik, pardon, nach Goebbels: Kunstbetrachtung, geschrieben hat. Einmal wurde aber ich aufgefordert, eine solche zu schreiben. Es wurde ein reizendes Lustspiel gegeben, „Jan der Wunderbare" hieß es, und sein Verfasser Friedrich Kayßler war einer der großen Charakterdarsteller des Berliner Theaters. Die an sich heikle Fabel, daß der Jan sich einbildete, ein Kind zu kriegen, umspielte Kayßler mit einem feinen, ein wenig schlesischen abgründigen Humor. Die Aufführung war erstaunlich gut; der Gastregisseur Siegfried Sioli aus Aachen animierte das durchschnittliche Ensemble zu beachtenswerten Leistungen. Ich schrieb denn auch eine Kunstbetrachtung über den Theaterabend. Sie scheint den Dioskuren Matzel und Pfeiffer imponiert zu haben, denn sie meinten, ich könne doch nach dem Kriege das Feuilleton in der Zeitung übernehmen. Ich reagierte leicht verdattert: Das „nach dem Kriege" schien mir doch etwas voreilig zu sein.

Dann hat man mich für einige Tage in die Gauhauptstadt Posen geschickt, um dort die Theater abzuklappern. Mir ist davon nur eine Aufführung von Verdis „Othello" in Erinnerung geblieben. Ich mußte natürlich von früher erlebten Darstellungen der Oper absehen, so von einer in der Berliner Staatsoper unter George (damals hieß er noch Georg) Szell, der später als Dirigent des Cleveland-Orchesters weltberühmt geworden ist, damals in Berlin als junger aufstrebender Mann noch im Schatten von Erich Kleiber und Leo Blech stand. Eine Wiedergabe des „Othello" in Königsberg erhielt besonderes Gewicht durch den Jago Josef Herrmann, nach dem Krieg viel dekorierter Star der Dresdener Oper. Die Posener Aufführung war gewiß sehr solide. Was mir auffiel: Als Chefdirigent fungierte dort Winfried Zillig, der als Komponist eigentlich der „entarteten" Musik verfallen war. Ich habe über die Posener Theaterfahrt einen fulminanten Bericht geschrieben, der nach meinen Erinnerungen den Beifall des Gaupresseamtes fand. Das Gaupropagandaamt war mir, wie ich schon bemerkt hatte, nicht grün. Der Pluspunkt beim Gaupresseamt konnte mich bei der Endabrechnung auch nicht dem Warthegau erhalten.

Gern entsinne ich mich noch eines Liederabends mit dem Bassisten der Posener Oper Alfons Mayr. Wir machten danach ein Pläuschchen und erinnerten uns der Zeit, als er, damals noch Mitglied des Königsberger Stadttheaters, auf der schönen Braunsberger Waldbühne Lortzings „Waffenschmied" sang und wir nach den Proben vergnügt im „Rheinischen Hof" zusammensaßen.

Wie bereits bemerkt, habe ich von Litzmannstadt aus auch an Feierlichkeiten teilgenommen, die aus irgendeinem Anlaß in Krakau (54) stattfanden. Krakau war bekanntlich die Hauptstadt des Generalgouvernements, in dem nach 1939 die Polen auf engstem Raum zusammengetrieben worden waren. Generalgouverneur war Hans Frank, einer der getreuesten Gefolgsleute Hitlers, der natürlich auf dem Wawel, dem alten polnischen Königsschloß, regierte. Als wir den Wawel besichtigten, regierte er gerade nicht, und so konnten wir auch den prachtvollen Saal besichtigen, in dem sich Frank niedergelassen hatte. Wie ich mich noch dunkel erinnere, standen in einer Ecke des Saales Fahnen. Sollten es etwa noch die gewesen sein, die die Polen in der Schlacht bei Tannenberg 1410 dem Deutschordensheer abgenommen hatten und die nun durch den Sieg über Polen gewissermaßen rehabilitiert sein sollten? Wir besichtigten auch den schönen gotischen Dom. Dieser war für das Publikum geschlossen, doch hielt, wie uns der Domführer sagte, von Zeit zu Zeit ein Priester darin eine Messe, weil er sonst völlig zweckentfremdet worden wäre. Der einzige „Gläubige", der der Messe beiwohnte, sei ein Gestapomann. Daß überhaupt noch in der Kathedrale eine Messe gelesen werden konnte, war zweifellos das Verdienst des Erzbischofs von Krakau, Fürst Sapieha. Anders als einige seiner Amtsbrüder wie der Kardinalprimas Hlond, der päpstliche Nuntius in Warschau und der Bischof von Kulm, Okoniewski, war Sapieha bei dem Vormarsch der deutschen Truppen auf seinem Posten geblieben. Die neuen Herren wagten sich nicht an seine respekterheischende Persönlichkeit heran. Es ist ihm u. a. gelungen, die Wiedereröffnung einiger Priesterseminare durchzusetzen. Ist es ein Zufall, daß in der NS-Zeit gerade Kirchenmänner von hohem Adel besonderen Mut bewiesen? In Deutschland waren es die Grafen Galen, Bischof von Münster, und Preysing, Bischof von Berlin, in Polen eben der Fürst Sapieha. Alle drei sind nach dem Kriege von Papst Pius XII. verdientermaßen mit dem Purpur ausgezeichnet worden.

Lodz - um die Stadt endlich bei ihrem richtigen Namen zu nennen; die neuen Machthaber hatten sie in ihrer Germanisierungswut nach dem Sieger in der Durchbruchsschlacht von Brzeziny östlich Lodz im November 1914 umbenannt - erhob wahrlich nicht den Anspruch, eine schöne Stadt zu sein. Sie war wie eine Goldgräberstadt aus dem Boden geschossen, als sich die Russen entschlossen, in Kongreßpolen mit dem Mittelpunkt Lodz eine eigene Baumwollindustrie aufzubauen. Diese zog viele deutsche Weber aus Schlesien, Böhmen, Sachsen, aber auch wie die Scheiblers aus dem Rheinland an. Manche stiegen zu Baumwollkönigen auf in prächtigen Villen, die sich neben den Katen, die in den Straßen oft mit größeren Wohnhäusern abwechselten, deplaciert ausnahmen. Nicht wenige Besitzer der Industriepaläste waren Juden, denen sie natürlich genommen und die in das berüchtigte Litzmannstädter Ghetto getrieben wurden. Zu den wenigen Attraktionen, die die Stadt zu bieten hatte, gehörte ihr Stadtwald. Wir haben ihn einmal

(55) aufgesucht und dann nicht wieder: Die Straßenbahn dorthin fuhr mitten durch das Ghetto. Bekannte aus der alten Heimat rieten mir mit einer für Leute, die Anspruch darauf erhoben, als anständige Menschen zu gelten, erstaunlichen „Arglosigkeit", ich solle meiner Frau doch auch einen Pelz fragwürdiger Herkunft „besorgen". Es ist keine Ruhmestat, wenn ich sage, daß ich dem Rate nicht gefolgt bin.

In dem Zusammenhang verdient die Wohnungsfrage erwähnt zu werden. Wir konnten im„ General Litzmann" natürlich nur kurze Zeit bleiben. So setzte ich schon am ersten Tage eine entsprechende Anzeige in die Zeitung. Daraufhin bot uns eine irgendwoher aus Rußland stammende volksdeutsche Frau ihre Wohnung an für einige Monate, die sie irgendwo außerhalb bei Verwandten verbringen wollte. Obwohl sie am äußersten Stadtrande lag und ich unbedingt die letzte Straßenbahn erreichen mußte, wenn ich nachts nicht stundenlang zu Fuß laufen wollte, nahmen wir sie in unserer Lage an, schlechten Gewissens. Als die Frau mit ihrer Familie zurückkehrte, bezogen wir eine noch prunkvollere Wohnung, die sich ein kleiner Postbeamter unter den Nagel gerissen hatte, der uns aber, obwohl er inzwischen nach dem Städtchen Belgadow versetzt worden war, nur als Untermieter aufnahm. Was uns aber nicht unlieb war, denn wir konnten uns denken, wer die eigentlichen Bewohner auch dieser Wohnung waren. Wie wir abends die Bettdecke aufschlugen, wimmelte die Lagerstatt nur so von Wanzen. Wir riefen den Kammerjäger zur Hilfe und nachdem dieser sein Werk vollendet hatte, konnte meine Frau nicht nur die Wanzenleichen mit der Schaufel wegtragen, auch der glänzende Kronleuchter war durch die Prozedur erblindet, was den Belgadows, wie wir die „Besitzer" der Wohnung nannten, außerordentlich mißfiel. Doch uns war die Wohnung gründlich verleidet. Als ich auf der Geschäftsstelle der Zeitung eine dritte Wohnungsanzeige aufgeben wollte, stand zufällig ein Mitarbeiter des Verlages neben mir. Er vernahm meinen Wunsch und sagte mir, er verwalte einige Häuser und könne mir eine Wohnung anbieten. Wir sahen sie uns an - und griffen sofort zu. Bis auf einen kleinen Büroschrank stand sie völlig leer. Nebenan waren Büroräume, und so konnte auch diese Wohnung, die nur durch eine dünne Wand von ihnen getrennt war, gleichen Zwecken gedient haben. Wir haben uns die notwendigsten Möbel auf reguläre Weise gekauft oder vom Verlag geliehen. Was wir jetzt mit gutem Gewissen sagen konnten: Wir haben uns in keine Judenwohnung gesetzt. Wie ich schon andeutete, lag die Wohnung nur wenige Minuten von der Redaktion entfernt, angesichts meines Spätdienstes ein ganz großer Vorteil.

Als wir nach Litzmannstadt kamen, herrschten dort noch im Vergleich zum Altreich geradezu paradiesische Zustände. In den überfüllten „Münchener Bierstuben" gab es ohne Marken mächtige Schweinshaxen, und in den Konditoreien konnte man die leckersten (56) Mohnkuchen erstehen. Das änderte sich jedoch bald, als der gewaltige Truppenaufmarsch gegen Rußland auch den Warthegau erreichte. Wir waren seitdem kaum besser gestellt als unsere Mitbürger im alten Reichsgebiete, doch war die Verpflegung der Deutschen allgemein noch zulänglicher als im Ersten Weltkriege, einmal weil sie von vornherein organisiert war und die besetzten Gebiete ausgebeutet wurden.

Wenn ich noch ein Wort über die kirchlichen Verhältnisse in Lodz/ Litzmannstadt hinzufüge, so deshalb, weil ich damit einen Punkt berühre, der für das Ende meiner Litzmannstädter Tätigkeit von entscheidender Bedeutung werden sollte. Als die deutschen Weber im 19. Jahrhundert nach Lodz kamen, brachten die Evangelischen ihre Geistlichen mit, und so entwickelte sich in Lodz ein blühendes evangelisches deutsches Gemeindeleben. Für die katholischen deutschen Weber, die von keinen Priestern begleitet wurden, galt die Faustregel, daß sie, wenn sie katholisch blieben, polonisiert wurden, blieben sie deutsch, wurden sie protestantisch. So wenigstens wurde es uns gesagt. Erst dem Buch von Breitinger, der dem Orden der Minoriten angehört und seit 1934 Deutschenseelsorger in Posen und dann im Warthegau gewesen ist, habe ich entnommen, daß es auch unter den katholischen deutschen Zuwanderern kirchliche Vereine gab, ehe der Bischof von Lodz mit Roman von Gradolewski einen Seelsorger für die Deutschen bestellte. (Vgl. H. BREITINGER, Als Deutschenseelsorger in Posen und im Warthegau 1934-1945. Erinnerungen. (VERÖFFENTLICHUNGEN DER KOMMISSION FÜR ZEITGESCHICHTE. Reihe A: Quellen, Bd. 36.) Mainz 1984. Über die kirchlichen Verhältnisse in Lodz (Breitinger schreibt Lodsch) - Litzmannstadt und den im folgenden mehrfach genannten so sympathischen Pfarrer Roman von Gradolewski S. 157-160 und passim. Pfarrer von Gradolewski ist nach dem Vormarsch der Russen in Lodz geblieben und am 13. 9. 1949 nach einem achttägigen Schauprozeß wegen „Hochverrats" usw. zum Tode verurteilt worden. Ich erfuhr von dem Todesurteil von dem Prälaten für Schneidemühl Franz Hartz, der nach der Flucht wie ich mit meiner Familie in Fulda vor Anker gegangen war. Auf Rat des Herrn Prälaten schrieb ich für Pfarrer von Gradolewski eine Art Persilschein, in dem ich u. a. ausführte, daß er unter stärkstem Druck der SS gestanden habe. Prälat Hartz wollte mein Schreiben Bischof Wienken zustellen, der nach drüben Beziehungen habe. Ob mein Persilschein für Pfarrer von Gradolewski sein Ziel erreicht und gar zur Umwandlung des Todesurteils in eine Gefängnisstrafe von 12 Jahren beigetragen hat, das anzunehmen bin ich so eitel nicht. Ich hatte mit dem Schreiben mein Gewissen erleichtert, denn es ging mir gegen den Strich, daß der Pfarrer, der meinen Sohn getauft hat, hingerichtet werden sollte. Im Zuge der "Entstalisierung" ist von GradoIewski 1955 plötzlich freigelassen worden und erhielt von Erzbischof Kominek eine Pfarrstelle in dessen Breslauer Diözese, von der aus er, wie mir P. Breitinger schrieb, diesen mehrfach im bayerischen Kloster Siegsdorf-Maria Eck besucht hat.) Als wir nach Litzmannstadt kamen, besuchten wir sonntags zunächst den Wehrmachtsgottesdienst. Dann erfuhren wir, daß die Heilig-Kreuz-Kirche im Stadtzentrum für die deutschen Katholiken reserviert und der soeben genannte Geistliche von Gradolewski zu ihrem Pfarrer bestellt sei. Ich sage absichtlich: reserviert. Den Polen war der Besuch der Kirche verwehrt, und so (57) bot sich uns während des Gottesdienstes das beschämende Bild, daß der Küster durch die Reihen ging und sich die Ausweise zeigen ließ. Wer keinen deutschen hatte, wurde aus der Kirche gewiesen, was natürlich allen kirchlichen Vorschriften widersprach. Hätte man solches nicht getan, wäre die Kirche mit Sicherheit geschlossen worden. Sollte es der Pfarrer darauf ankommen lassen? Ich suchte Pfarrer von Gradolewski wegen der Taufe unseres Sohnes Hans Michael auf, der am 18. Dezember 1941 in dem von volksdeutschen Diakonissen vorzüglich geleiteten „Haus der Barmherzigkeit" in Litzmannstadt geboren wurde. Pfarrer von Gradolewski meinte, es sei wegen meiner Stellung angebracht, wenn er eine Haustaufe vornehme, und diese ist am 18. Januar 1942 erfolgt. Taufpatin war meine Schwiegermutter, die nach Art der Mütter von einst die Tochter aus Anlaß der Geburt ihres Kindes nicht im Stiche lassen wollte. Nach der langen Bahnfahrt von Breslau nach Litzmannstadt hatte ich sie an einem eiskalten, stürmischen Winterabend auf dem besonders zugigen Bahnhof in Empfang genommen. Ich erinnere mich noch, wie wir bei grimmiger Kälte mit unserem Jungen aus dem Krankenhaus in unsere Wohnung fuhren, mit einer offenen Pferdedroschke, Autotaxen gab es damals dort nicht. Die guten Schwestern hatte das Kind wohl verpackt und ihm nur ein kleines Luftloch gelassen. Ich fühlte während der Fahrt dauernd, ob der Junge noch genügend Luft bekam. Als wir ausstiegen, wurde meine Frau mit dem Bündel vom Sturm erfaßt und um ein Haar gegen die Hauswand geschleudert. Das war Lodz/Litzmannstadt im Winter 1941/42.

Warum ich das alles so ausführlich erzählt habe? Ende 1942 ließ die Litzmannstädter Gestapo den Verlag wissen, daß ich als „Vorkämpfer der Katholischen Aktion" in des Führers Mustergau, wie sich das Wartheland nannte, untragbar sei, wie man damals gern sagte, und meine Stelle bei der Litzmannstädter Zeitung aufgeben müsse. Dazu ist zu bemerken, daß ich niemals etwas mit der „Katholischen Aktion" zu tun hatte. Sie wurde nur vorgeschoben, damit das Kind einen Namen hatte. Offensichtlich ärgerte es die Gestapo schon, daß wir uns wie normale Katholiken verhielten, d. h. sonntags in die Kirche gingen. Der besondere Stein des Anstoßes dürfte die Taufe unseres Sohnes gewesen sein, denn es ist anzunehmen, daß die Gestapo die Kirchenakten laufend kontrollierte. Später mußten aus dem Reich zuziehende Personen ihre Konfessionszugehörigkeit neu eintragen lassen, wobei man gewiß nicht zu Unrecht annahm, daß manche, wenn nicht gar viele dabei aus Angst gar keine Konfession angaben (Ebd. S. 61 f.). Denunziationen von lieben Kollegen taten, wie schon angedeutet, gewiß das übrige dazu. Daß ich nicht Knall auf Fall entlassen werden mußte, mag zunächst daran gelegen haben, daß ich mir abgesehen von den erwähnten Pannen (58) „nichts zu schulden" hatte kommen lassen. Immerhin war ich auch kleiner PG und hatte am Polenfeldzug teilgenommen. Aber weg von Litzmannstadt und dem Warthegau mußte ich, das war beschlossene Sache. Noch als ich meinen Dienst versah, saß mein Nachfolger bereits neben mir. Er war mir nicht unbekannt. Ich war Benno Wittke begegnet, als wir die Ermländische Zeitung beim Königsberger Tageblatt drucken ließen. Er leitete damals in der Schriftleitung dieser Zeitung das politische Ressort. Da angeblich infolge der kriegsbedingten Einschränkungen seine Zeitung mit dem Gauorgan Preußische Zeitung vereinigt und er von dieser nicht übernommen war, setzte man ihn in meinen Redaktionssessel in Litzmannstadt. Er machte zunächst ein etwas verlegenes Gesicht, als wir uns wiedersahen, aber wie sollte ich ihm gram sein, Wittke hatte mich wahrlich nicht von meinen Platze verdrängt.

Nach meinem angekündigten Abschied von der Litzmannstädter Zeitung rechnete ich damit, daß meine UK‑Stellung aufgehoben wurde. Und ich wäre darob nicht todunglücklich gewesen. Die knapp zwei Jahre in Litzmannstadt hatten für mich ihren Zweck erfüllt: Arbeit in einer größeren Zeitung. Und ich wäre immerhin als Unteroffizier zur Wehrmacht zurückgekehrt und nicht als Rekrut wie der arme Pfeiffer, der gegen Ende des Krieges einberufen wurde und böse geschlaucht worden sein soll. Ich traute mir zu, beim Barras, wie man statt Kommiß sagte, eine ähnliche Stellung zu ergattern, wie ich sie vor meiner UK-Stellung innehatte. Allerdings war damals noch kein Rußlandfeldzug im Gange.

Gillessen gibt den Bericht über eine Konferenz wieder, auf welcher der Gauleiter und Reichsstatthalter des Warthelandes Greiser eine Gruppe von Journalisten unter Verpflichtung zur strengsten Geheimhaltung über die Maßnahmen zur Germanisierung des westlichen Polens unterrichtete (GILLESSEN, S.450.). Als ich da von dem ganzen Ausmaß der Schreckensherrschaft las, deren Opfer Polen und Juden wurden, konnte ich mich noch nach über vierzig Jahren nur glücklich preisen, daß ich nicht für würdig befunden worden bin, an einer solchen „deutschen Aufbauarbeit im Osten" teilzuhaben.

Während ich mir damals kaum Gedanken machte, was aus mir werden sollte, ließ mich noch, bevor ich aus der Litzmannstädter Zeitung ausschied, der bereits von mir genannte Personalreferent Dujardin nach Berlin kommen. Er war natürlich aus Litzmannstadt eingehend von meinem Fall unterrichtet worden. Er erklärte mir wörtlich: „Haben Sie keine Angst, ich bin auch katholisch und gedenke nicht aus der Kirche auszutreten." Aber die Aufhebung meiner UK‑Stellung komme, fuhr er fort, nicht in Betracht. Aus dieser Bemerkung schloß ich, daß diese Frage von Litzmannstadt angeschnitten worden war. Sie brauchten, sagte Dujardin noch, dringend Leute für die in den besetzten Ostgebieten herausgebrachten (59) deutschen Zeitungen. Ihre Erscheinungsorte waren in der Zeit, als die deutschen Truppen am weitesten nach Osten vorgerückt waren, Reval, Riga, Minsk, Kauen (Kowno, Kaunas) und Luck (für die Ukraine) (Vgl. HALE, S. 180 ff.). Die Deutsche Ukraine‑Zeitung erschien nicht, wie Hale angibt, in Kiew, sondern wie soeben bemerkt, in Luck. Irre ich mich nicht, sagte mir Dujardin schon damals, daß ich für die Deutsche Zeitung für Ostland in Riga in Aussicht genommen sei. Diese schien mir wenig verlockend, denn bei dieser Zeitung handelte es sich anders als bei meinen bisherigen um eine ausgesprochene Parteizeitung, die also den bewußten Vogel im Kopfe hatte und zudem das Organ des Reichskommissars für Ostland Hinrich Lohse war. Doch ehe ich nach Riga ging, bemerkte Dujardin noch, solle ich im Berliner Büro der deutschen Ostzeitungen für meine neue Aufgabe eingearbeitet (lies: überhört) werden. Da die genannten Ostzeitungen wohl wegen der zu großen Entfernung und technischer Schwierigkeiten nicht an das Hell-Schreiber-System angeschlossen werden konnten, wurden sie vom Berliner Büro telefonisch mit Nachrichten versorgt, aber auch mit Kommentaren und Berichten.

Der Abschied von Litzmannstadt und meiner Tätigkeit in der Litzmannstädter Zeitung kann mir nicht schwer gefallen sein, denn ich habe daran keine Erinnerung. Allerdings haben wir das Weihnachtsfest noch zu dritt in der bescheidenen Litzmannstädter Wohnung verbracht, die uns schon wegen der in ihr erfahrenen ersten Lebensregungen unseres lang erwarteten Jungen ans Herz gewachsen war. Nach dem Ende meines Wirkens in Litzmannstadt sind wir zunächst nach Breslau gefahren, in das Elternhaus meiner Frau. Der Vater war allerdings schon 1934 gestorben, doch nahm uns die Mutter in ihrer großen Güte freundlich auf. Von Breslau bin ich dann allein in die von Luftangriffen bedrohte Reichshauptstadt gefahren, wie ich gestehen muß, wieder mit einem bangen Gefühl, weil ich nicht wußte, was mir dort bevorstand, was für Kollegen ich dort antreffen und wie überhaupt die ganze Atmosphäre sein werde.

 Endstation: Berliner Büro der Ostzeitungen 1942-1944

aus: Hans Preuschoff: Journalist im Dritten Reich

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