KREISGEMEINSCHAFT BRAUNSBERG (OSTPREUSSEN)

Chronik des Jahres 2008

Meldungen aus der Ermlandfamilie:

der ehemalige Vorsitzende des Ermländerrates, Dr. Karl-Heinz Wolf, ist im Alter von 82 Jahren am 1. November in Dortmund verstorben. Der gebürtige Rößeler war von 1986 bis 1990 Vorsitzender des obersten gewählten Gremiums der Ermlandfamilie. In diese Zeit fiel unter anderem ein Amtsverzichtsangebot des Apostolischen Visitators Johannes Schwalke. Dieses wurde vom Vatikan aber nicht angenommen. Auch die politische Wende in Mittel- und Osteuropa verbunden mit dem Mauerfall brachten für den Ermländerrat unter seiner Führung neue Aufgaben. Mitglied in der Ermländervertretung blieb er bis 1995. Danach widmete er sich der Heimatgeschichte. Im Jahr 1999 brachte er ein 352 Seiten starkes  „Heimatliches Lesebuch – Erinnerungen an Queetz-Ankendorf – Ermland/Ostpreußen“ heraus. Sehr engagiert war er auch in der Kreisgemeinschaft Rößel.  Die Auferstehungsfeier ist am 7. November, 14 Uhr, in der Pfarrkirche St. Petrus Canisius in Dortmund-Husen. Die Beisetzung danach auf dem katholischen Friedhof.

Weitere Nachrichten:
Dem neu gewählten Ermländerrat gehören neben dem Visitator Domherrn Msgr. Dr. Lothar Schlegel, Gabriele Teschner, Michael Thimm, Franz-Josef Stobbe, Dr. Peter Herrmann als stellvertretender Vorsitzender, Gudrun Lutze, August Dietrich und Norbert Block als Vorsitzender an. Das Gremium tagt am 21./22. November in Münster.

Sein 40-jähriges Priesterjubiläum feiert Visitator DomherrnMsgr. Dr. Lothar Schlegel am 24. November in Münster.
 

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Das Jahreshaupttreffen der Kreisgemeinschaft hat am Sonnabend/ Sonntag 27./28. September 2008 stattgefunden

Das Treffen begann mit der Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft am Samstag um 15.00 Uhr mit dem Rechenschaftsbericht des Kreisvertreters. Der Kreisvertreter berichtete von der diesjährigen Fahrt in die Heimat mit dem 7. Begegnungstreffen zusammen mit alten und neuen Braunsbergern und mit der Eröffnung der Ausstellung der alten Braunsberger für die neuen Braunsberger. Über die Ausstellung, die hoffentlich noch lange im Untergeschoss des Kulturhauses zu sehen sein wird, berichtete das Ostpreußenblatt.

Am Abend las zunächst Klaus Lehmann aus seinen Aufzeichnungen über die ersten Jahre nach dem Krieg in einem Dorf Schleswig-Holsteins vor. Danach war geselliges Zusammensein in der „Bar des Hauses“.

Zum Gottesdienst am Sonntag um 9.00 Uhr waren wir wieder Gäste der nahen Heilig-Geist-Gemeinde und Gäste der katholischen Gemeinde waren auch wieder die evangelischen Braunsberger. Den Gottesdienst hielt Dr. Klaus Fischer.

Bei der Festlichen Stunde um 10.30 Uhr in einem Saal der Johanniter-Akademie – es waren etwa 100 Landsleute und Freunde gekommen – konnte der Kreisvertreter Herrn Bürgermeister Varnhagen, Frau Rietkötter als Nachfolgerin von unserem Mittelsmann zur Stadt Münster Herrn Niehus, den Kreisvertreter von Rößel, Herrn Plehn, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen Münster, Frau Roswitha Möller, Frau Welke von der CDU, unseren Ehrenvorsitzenden Herrn Gerhard Steffen und natürlich auch den Festredner Herrn Professor Dr. Walter Rix begrüßen.

In den Begrüßungsworten sprach Herr Bürgermeister Varnhagen von der Brückenpfeilerfunktion der Kreisgemeinschaften für die deutsch-polnischen Beziehungen und Frau Möller kam u. a. darauf, dass es im ungarischen Parlament eine bisher einmalige Veranstaltung im Gedenken an die Vertreibung der Deutschen gab. Die ungarische Parlamentspräsidentin nannte die Vertreibung der Deutschen „unmenschlich, ungerecht und unwürdig“ und mahnte an, ...die Opfer um Verzeihung zu bitten und dabei zu helfen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.“ Bei andern Völkern steht solche Entschuldigung jedenfalls noch aus. Frau Möller kam auch auf das Zentrum gegen Vertreibung und begrüßte es, dass sich jetzt der Staat hierfür verantwortlich sieht.

Im Festvortrag sprach schließlich Professor Dr. Walter Rix (Universität Kiel) über „Leiden und Erlösung im Werk Ernst Wiecherts“. In Wiecherts Leben spielte die Beschäftigung mit dem Tod eine große Rolle, seine erste Begegnung hatte er mit ihm in früher Kindheit, als er auf dem Hof seines Vaters ein totes Reh erlebte. Immer mehr kam er von daher allerdings zur Auffassung, dass der Tod nicht das Ende ist sondern die Vollendung, die auf eine neue, eine andere Welt hinweist. Rix wies im Weiteren anhand verschiedener Romane auf den roten Faden im Werk Wiecherts hin, in denen er durchaus auch einen Gegensatz von verderblicher Zivilisation und ursprünglicher, heilender Natur sah, schließlich die Kälte des Verstandes zu überwinden und zu einer intuitiven Ursprünglichkeit zurückzukehren.

Die Festliche Stunde wurde umrahmt von Darbietungen der Galaxi-Brass-Gruppe Münster.

Das Treffen im kommenden Jahr wird wieder am vierten Wochenende im September sein, also am 26. und 27. September 2009, und zwar wieder in der Johanniter-Akademie Münster.

Und hier die Begrüßungsansprache der Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Münster, Frau Roswitha Möller:


Sehr geehrter Herr Vorsitzender lieber Manfred Ruhnau,

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hans Varnhagen,

Sehr geehrte Frau Anneliese Neß,

Sehr geehrter Herr Niehues von der Patenstelle der Stadt Münster

Sehr geehrter Herr Ehrenvorsitzender Bernhard Steffen,

Sehr geehrte Ehrengäste,

meine lieben Damen und Herren aus unseren Heimatgebieten,


Lieber Manfred Ruhnau,

ich möchte Ihnen an dieser Stelle meinen herzlichen Glückwunsch anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande aussprechen. Sie und Herr Steffen sind beide für Ihre Verdienste um Ihre Heimat und die Bemühungen um eine friedliche und freundliche Koexistenz zwischen den vertriebenen deutschen Braunsbergern und den neuen polnischen Bewohnern der jetzigen Stadt Braniewo auf höchster politischer Ebene ausgezeichnet
worden.

Nur Gott und die Menschen Ihrer Erlebnisgeneration wissen, was es bedeutet, nach einem Schicksal wie Sie es erlebt haben, friedfertig und freundlich in die Heimat zurückkehren zu können. Auf Ihren Reisen konnten Sie gute zwischenmenschliche Beziehungen zwischen den ehemaligen und den heutigen Einwohnern knüpfen.

Ich erinnere mich noch gern an die wunderbare Einweihung des Denkmals in Frauenburg, an der Sie beide, Herr Ruhnau und Herr Steffen als maßgebliche Initiatoren gewirkt haben.

Gestatten Sie mir, dass ich noch einige Worte zu den Belangen der Vertriebenen finde:

Auf eindrucksvolle Weise fand auch die Bundeskanzlerin, als sie im Oktober 2007 bei der Veranstaltung zum 50. Jahrestag der Gründung des Bundes der Vertriebenen in Berlin sprach, lobende Worte für die Arbeit der Verbände und ihrer vielen teilweise seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter. Sie wies u. a. darauf hin, dass gerade die deutschen Vertriebenen um die Wichtigkeit des Kampfes um die Einhaltung von Menschenrechten und den Einsatz gegen Unrechtsregimes, Krieg, Unterdrückung und Vertreibung wüssten. Und sie fuhr fort, „Die Vertriebenen haben sich nie zurückgezogen. Sie haben immer wieder den Dialog gesucht. Ich glaube, es ist genau diese Bereitschaft zu Verständigung und Ausgleich, die den Bund der Vertriebenen seit seinen Anfängen auszeichnet.“

Die Jahre 2007 / 2008 waren auch von Ereignissen in den Heimatgebieten der Vertriebenen bestimmt, die diese mehr als manche andere mit Interesse wahrnahmen:
Im November 2007 fand im ungar. Parlament eine bisher einmalige Veranstaltung im Gedenken an die Vertreibung der Deutschen 1946 / 48 statt, in der die ungarische Parlamentspräsidentin Dr. Katalin Szill in an Deutlichkeit nicht zu übertreffender Weise wichtige Worte fand: sie nannte die Vertreibung der Deutschen „unmenschlich, ungerecht und unwürdig“ und mahnte an, ...die Opfer um Verzeihung zu bitten und dabei zu helfen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.“

Die BdV-Präsidentin Steinbach mahnte anlässlich des Regierungsantritts des neuen poln. Premierministers, er möge die Kraft finden, den versöhnlichen Weg Ungarns und seiner Repräsentanten zu gehen.

Gleichfalls im Herbst 2007 brachte eine partei- und staatenübergreifende Gruppe von Mitgliedern der Parlamentarischen Versammlung des Europarats einen Entschließungsantrag zur endgültigen Abschaffung des Prinzips der „Kollektivschuld“ als Grund für Diskriminierungen ein und nahm ausdrücklich Bezug auf „verschiedene rechtliche Regelungen nach dem Zweiten Weltkrieg“. Diese auf dem „Kollektivschuld-Prinzip“ beruhenden Regelungen hätten u. a. Deportationen, erzwungenen Bevölkerungsaustausch, Ausbürgerung, Vermögenskonfiskationen und Zwangsarbeit zur Folge gehabt. Die parlamentarische Behandlung des Antrags steht noch aus, aber in deutlicherer Form lässt sich kaum ein vernichtenderes Urteil über die polnischen, tschechischen und jugoslawischen Dekrete der Jahre 1944 / 45 fällen.

Was wird nun aus dem „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin?

Am 3. September d. J. hat die Bundesregierung das Gesetz beschlossen, das die Errichtung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ im Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof in Berlin vorsieht.
Träger wird das Deutsche Historische Museum sein. Nun kann endlich mit der Realisierung begonnen werden der Weg für eine würdevolle Ausstellungs-, Informatioins- und Dokumentationseinrichtung ist jetzt geebnet.
Es ist zu begrüßen, dass sich die Bundesregierung dieser Aufgabe stellt und das Dokumentationszentrum nun in staatlicher Regie realisiert wird. Das ist ein Akt der Solidarität und zeugt von Verantwortungsbewusstsein für die Vermittlung eines vollständigen deutschen Geschichtsbildes. Ohne die – von der BdV-Präsidentin Erika Steinbach – eingerichteten „Stiftung gegen Vertreibungen“, die die treibende Kraft war, wäre dieses „Zentrum gegen Vertreibungen“ nicht denkbar gewesen.

Zum Schluss möchte ich noch auf eine Sache hinweisen, die jetzt z. Zt. läuft. Es werden neue Steueridentifikationsnummern ausgegeben. Im Zusammenhang mit der Vergabe haben viele Meldebehörden bzgl. des Geburtslandes der Vertriebenen falsche Eintragungen vorgenommen. So wird z. B. bei einer am 3. März 1944 in Breslau geborenen Person als Geburtsland Polen und bei einer ebenfalls vor Kriegsbeginn in Königsberg geborenen Person die russ. Föderation als Geburtsland eingetragen, obwohl Schlesien und Ostpreußen zu diesem Zeitpunkt unbestreitbar zu Deutschland gehörten.
Diese Zuordnung ist historisch und rechtlich falsch. Die Fehlleistung der Verwaltungsbehörden sorgt nicht nur für beträchtlichen Unmut unter den Vertriebenen, sondern verletzt sie.

Dazu hat jetzt das Bundesministerium der Finanzen mitgeteilt, dass man sowohl im BMF als auch im BMI der Auffassung sei, dass die Eintragungen unzutreffend sind und mit Nachdruck an einer schnellen Lösung des Problems gearbeitet werde.

Nun wünsche ich uns allen noch ein schönes gemütvolles Beisammensein!


Dankeschön!

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Seit 15. Juni 2008: Ausstellung der alten Braunsberger für die neuen Braunsberger im Kulturhaus der Stadt Braunsberg, dem alten Braunsberger Artushof.

Ich kam mir irgendwie schon vor wie ein Archäologe, der Fundstücke wie etwa aus dem alten Rom zeigt, mit dem Unterschied, dass ich sozusagen als wiederauferstandener alter Römer die Fundstücke auch noch selbst vorführte. Dabei gehöre ich mit meinem Geburtsjahrgang 1941 eigentlich gar nicht mehr zur Erlebnisgeneration, doch eben zu der Generation, die noch eine direkte Beziehung haben. Schon ein wenig komisch das Ganze!

Anlass für die Ausstellung war das 7. Begegnungstreffen der alten Braunsbergern mit den heutigen Braunsbergern, zu dem zusammen mit dem Kreisvertreter Manfred Ruhnau zweiundneunzig „alte Braunsberger“ bis aus Namibia angereist waren. Das Treffen wurde sowohl beim Gottesdienst als auch auch beim Treffen im Kulturhaus umrahmt von Darbietungen der aus Allenstein hinzugekommenen Gruppe der AGDM, also der Alleinsteiner Gemeinschaft der deutschen Minderheit.

Doch wieder zur Ausstellung: Wenn jemand behauptet, wir hätten bis zur letzten Minute an der Ausstellung gearbeitet, so ist das eine infame Lüge! Wir haben nämlich nur bis zur letzten Stunde gearbeitet, 45 Minuten vor Ausstellungsbeginn waren wir fertig!

Kommerzienrat Johann Oestreich unter Kopernikus und Bilder vom alten Braunsberg

Das Problem ist nämlich, wie organisiert man von hier aus der Ferne trotz zweier Besuche einige Wochen beziehungsweise ein halbes Jahr vorher so eine Ausstellung, besonders im Hinblick auf die Übersetzungen? Denn es soll ja alles zweisprachig sein – und keiner von uns kann die Sprache der heutigen Bewohner. Und die zweisprachigen Texte müssen ja auch in die Bilder oder in die Erklärungen der Gegenstände eingearbeitet sein, da kann man also vieles gar nicht lange vorher fertig machen.

Schließlich gab es vor Ort so viele Helfer, ich denke hier insbesondere an die Leiterin der Bibliothek im Nachbarhaus des Kulturhauses Frau Daskiewicz, an Herrn Gursztyn, den Chef einer großen Braunsberger Baumschule, mit seinen hervorragenden Deutsch- und Geschichtskenntnissen (er hat als Vetriebener aus dem heutigen Weißrussland ein besonderes Gefühl für unsere Situation) und schließlich auch an Marischa, eine Studentin mit ihren guten Englischkenntnissen, die im Braunsberger Touristenamt Praktikum macht, so dass es irgendwie schon sehr gute Verständigungsmöglichkeiten gab. Und dann haben noch viele heutige Braunsberger auch ohne gemeinsame Sprache mitgeholfen, auch das klappte sehr gut!

Besonderen Eindruck machten gewiss die zwölf großen Ölgemälde, die wir über meine vietnamesische Gasttochter (sie fängt natürlich beim Singen des Deutschlandliedes mit der ersten Strophe an) nach Drucken von teilweise im Krieg verlorenen alten Ölgemälden hatte malen lassen, aber auch von Bildern nach alten Zeichnungen, die es so noch gar nicht gab. Diese Bilder waren sozusagen der geistige Überbau, und es fand sich in dem etwas verwinkelten Raum auch noch eine höhere Wandfläche, von der einige der alten Herren sozusagen huldreich auf die Besucher herabsehen konnten und immer noch können.

Da der Raum oft anderweitig benutzt wird, müssen die Vitrinen an der Seite stehen. Rechts der "Ketzertheologe" Friedrich Michelis.

Der Theologe Josef Adam Lortz, die Mathematiker Karl Theodor Weierstraß und Wilhelm Killing und Kardinal Stanislaus Hosius und der Reformer der Braunsberger Schulen Johann-Heinrich Schmülling blicken auf die Besucher.

Und dann ist da auch noch die Vitrine mit dem naturgetreuen Modell von Rathaus und unmittelbarer Umgebung, das nach alten Fotos vom Vater der Gasttochter in Saigon liebevoll angefertigt wurde und um das sich immer wieder Besucher scharen, die lebhaft gestikulieren, wo sie mal gewohnt hatten und dass alles auf dem Modell genau getroffen ist. Doch auch Bürgermeister und Rat des heutigen Brausnbergs haben schon über das Modell diskutiert, schließlich reden sie ja immer wieder davon, dass sie das Zentrum Braunsbergs nach den Zerstörungen im und auch noch lange nach dem Krieg wieder aufbauen wollen.

Aus den Bildbänden über Braunsberg, die die Schulgemeinschaft und die Kreisgemeinschaft herausgegeben hatten, sind vor allem dann um die 100 Fotos aus alter Zeit auf 30 mal 45 vergrößert und in Rahmen aufgehängt, das heißt, das Rahmen und das Aufhängen haben die Helfer übernommen, nachdem sie die Texte in beiden Sprachen hatten.

In vier Vitrinen sind schließlich die Fundstücke aus dem alten Braunsberg mit Firmenaufschriften, also Kleiderbügel, Schuhanzieher, Brillenetuis, Bierflaschen, Milchflaschen ("Molkerei Braunsberg (Ostpr.)“), Taschenspiegel usw., Straßenschilder (Langgasse, Aue-Straße, da wohnten meine Eltern), Firmenschilder, Bierfässchen von der Bergschlößchenbrauerei Braunsberg usw.... Auch eine Afri-Cola- und eine Coca-Cola-Flasche fanden sich, Indizien dafür, dass die „alten Braunsberger“ nicht nur das deutsche Afri Cola, sondern auch schon das amerikanische Coca Cola tranken! Ein Sammler betreut solche Raritäten im Stadtturm hinter dem Gymnasium und stellte sie uns zu Verfügung. Und in einer weiteren Vitrine wurden die Kreisgemeinschaft mit den Heimatbriefen usw. und das Engagement der Patenstadt Münster vorgestellt.

von links: Ausstellungsorganisator Preuschoff, eine Braunsberger Pressefotografin und unsere großartige Praktikantin Marischa

Leider ist die Ausstellung inzwischen wieder abgebaut, einzelne Bilder sollen in den Braunsberger Schulen von heute ausgehängt werden.

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Zur Wahl des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz erklärt am 12.2. 2008 die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:

Die deutschen Vertriebenen freuen sich, einen der Ihren als höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche in Deutschland zu sehen. Sie wünschen dem Erzbischof viel Kraft für seine neue Aufgabe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Gottes Segen.
Robert Zollitsch wurde am 9. August 1938 in Filipovo, dem ehemaligen Philippsdorf in der Batschka (Batscher Land) im früheren Jugoslawien, geboren. Seinen donauschwäbischen Landsleuten fühlte er sich immer verbunden. Als sich am 21. November 2004 die Vertreibungsbeschlüsse des sogenannten „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ), denen die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien zum Opfer fiel, zum 60. Mal jährten, nahm er an einer Gedenkveranstaltung des Bundes der Vertriebenen teil und sprach zu dem Thema „Erinnerungen auf dem Weg in die Zukunft.“ Unter dem Gesichtspunkt „Den Toten zur Ehre – den Lebenden zur Mahnung“ gedachte der Erzbischof der Vertreibung der Deutschen und der großen Aufgabe der Versöhnung und daraus resultierend der Gestaltung der Zukunft.
„Zukunft braucht Herkunft“, sagte Erzbischof Zollitsch damals und ließ keinen Zweifel daran, dass dazu auch eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gehört.

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Pressemitteilungen des BdV vom 25. 01. 2008: BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB begrüßt Aufarbeitung von Verbrechen an Deutschen in Polen

Zu Meldungen über die Aufarbeitung der in Swinemünde bei Stettin bekannt gewordenen Verbrechen an Deutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:
Der Bund der Vertriebenen begrüßt, dass es in Polen Bestrebungen gibt, die grausamen Verbrechen an Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs aufzuarbeiten, was die Vorgänge um das vermutete Massengrab unter einer Schule in Swinemünde zeigen.
Nach Zeugenaussagen eines früheren Milizionärs und weiterer Personen sollen zahlreiche Deutsche wahllos auf grausamste Weise von polnischen Milizionären umgebracht und beraubt worden sein. Sie wurden später dort verscharrt. Eine 1946 von polnischer Seite eingeleitete Untersuchung habe lediglich sieben Täter festgestellt, von denen einer sich das Leben nahm, ein anderer floh und die übrigen lediglich geringe Haftstrafen wegen anderer Sachverhalte erhielten.
Die polnische Miliz ist unabhängig von diesem Fall in vielen deutschen Zeitzeugenberichten wegen ihrer grausamen Verbrechen an Deutschen benannt worden. Daher ist es erfreulich, festzustellen, dass jetzt offenbar eine breitere Diskussion über die Verbrechen an Deutschen am Ende und vor allem auch nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs begonnen hat.
Wenn sich aus der polnischen Bevölkerung jetzt Zeitzeugen melden, die über polnische Verbrechen aus jener Zeit sprechen wollen und in den Medien über polnische Verbrechen berichtet wird, dann ist das auch ein Ausdruck der langsamen aber dringend notwendigen Normalisierung des Verhältnisses zwischen unseren Völkern.
Loben muss man ausdrücklich den Vorstoß der Gazeta Wyborcza, die über die Verbrechen berichtet und die Aufarbeitung zum Thema gemacht hat. Dass sich das Institut für nationales Gedenken IPN in Warschau der Sache angenommen hat und nun eine Suchaktion nach weiteren Zeugen angestoßen hat, ist ein weiterer Beweis für die Ernsthaftigkeit, mit der man nun die Vergangenheit aufarbeiten will.
Diese Suche nach Wahrheit dient der Versöhnung und tröstet die Hinterbliebenen der Opfer.

...und vom 11. 12. 2007:

Zum Antrittsbesuch des neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:

„Ich begrüße sehr, dass dem neuen polnischen Ministerpräsidenten an guten deutsch-polnischen Beziehungen liegt. Damit unterscheidet er sich deutlich und wohltuend von seinem Amtsvorgänger, der alles daran setzte, ein zuvor gutes Miteinander zu zerstören und damit eine Lage geschaffen hat, die nicht von heute auf morgen zu entkrampfen ist.

Es ist gut, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei diesem ersten Treffen deutlich gemacht hat, dass das „sichtbare Zeichen“ zu Flucht und Vertreibung in Berlin geschaffen wird und es ist selbstverständlich, die betroffenen Opfer daran zu beteiligen.

Wir brauchen in Deutschland und darüber hinaus ein vollständiges und wahrhaftiges Geschichtsbild zum Schicksal der mehr als 15 Millionen deutschen Vertreibungsopfer. Ihr Schicksal ist heute Teil unserer kulturellen und historischen Identität. Sie speist sich aus den Quellen ganz Mittel- und Osteuropas. Etwa 7 Millionen Vertriebene hatten ihre Heimat im heutigen Polen, weitere 5 Millionen waren in den anderen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas zuhause. Deshalb ist die Erinnerung und Bewältigung dieses Vorganges kein primär deutsch-polnisches Thema.

Ich würde es begrüßen, wenn Ministerpräsident Tusk die Kraft fände, den versöhnlichen Weg z.B. des ungarischen Staates und der ungarischen Parlamentspräsidentin Szili zu gehen.

Seinen sehr interessanten Gedanken, in Danzig eine Einrichtung zu schaffen, die alle Facetten des Grauens im 20. Jahrhundert darstellt, begrüße ich. Er hat jetzt die Möglichkeit, diesen Vorschlag umzusetzen. Die Einbindung in das bislang kaum lebensfähige Europäische Netzwerk könnte diesem endlich einen Sinn geben. Wir sind als BdV gerne bereit mitzuwirken und unsere Erfahrungen und Erlebnisse einzubringen.

Als Vertriebene sagen wir ja zur Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn und mit Polen. Der polnische Schriftsteller Jan Józef Lipski hat mit seinen tiefgründigen Essays zur deutsch-polnischen Nachbarschaft unter dem Titel: „Wir müssen uns alles sagen“ in beeindruckenden Worten den Weg gewiesen. Sich alles zu sagen, nicht unempfindlich werden gegen sittliche Probleme und Empathie füreinander zu empfinden, das ist auch unser Bestreben.“

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Auf meiner Fahrt Anfang 2008 durch Nordungarn habe ich im Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowakei - noch auf ungarischer Seite - ein zweisprachiges Begrüßungsschild des letzten ungarischen Dorfes vor der Slowakei entdeckt. Ein Vorbild für neue Begrüßungsschilder von Braunsberg?

Ortsschild von Ragendorf/Ungarn

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Die Wanderausstellung "Erzwungene Wege Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts" empfehlen wir Ihrer Aufmerksamkeit. Die Ausstellung ist seit dem 23. November 2007 allgemein zugänglich. Sie entspricht in modifizierter Form der Ausstellung, die im vorigen Jahr für drei Monate im Kronprinzenpalais in Berlin gezeigt wurde. Eine Begleitpräsentation des Bayerischen Hauptstaatsarchivs mit einigen Dokumenten zur Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen nach 1945 in Bayern ergänzt diese Ausstellung.

Ausstellungsort: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Schönfeldstraße 5, München
 

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Liebe Braunsberger!

Wir haben am 5. November 2007 Prälat Schwalke in Daun in der Eifel unter großer Beteiligung zur ewigen Ruhe begleitet.

Er war wohl der letzte große deutsche Ermländer...

Prälat Johannes Schwalke, emeritierter Visitator für Gläubige und Priester aus dem Bistum Ermland, ist in der Nacht vom 28. zum 29. Oktober verstorben.

Johannes Antonius Josef Schwalke war am 10. Januar 1923 in Dietrichswalde (Ostpreußen) geboren. Am 24. Juni 1951 wurde er von Erzbischof Wendelin Rauch in Freiburg/Br. zum Priester der Diözese Ermland geweiht. 22 Jahre diente er fortan als Seelsorger im Erzbistum Freiburg.

 
1973 wird er Jugendpfarrer an der Seite des Apostolischen Visitators Ermland, Prälat Paul Hoppe. Papst Paul VI. ernannte Johannes Schwalke am 11. März 1975 zum Apostolischen Visitator für die Ermländer. Seitdem war er Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Ende 1998 schied er aus Altersgründen aus seinem Amt aus. Während seiner Amtszeit war er fast an jedem Wochenende bei Ermländertreffen in ganz Deutschland als Seelsorger und Oberhirte dabei. Als Geistlicher Beirat der Gemeinschaft Junges Ermland prägte er zwei Jahrzehnte lang die Nachkommen heimatvertriebener Ermländer. Prälat Johannes Schwalke erwies sich dank seiner exzellenten Kontakte zum Bischof von Ermland, Dr. Edmund Piszcz, als herausragender Brückenbauer in den deutsch-polnischen Beziehungen. So gab es am 5. Juni 1991, dem Vortag des Besuches von Papst Johannes Paul II. in Allenstein, die erste deutschsprachige Heilige Messe für die Angehörigen der Deutschen Minderheit im Ermland. Seit diesem Tag gibt es dank des Engagements von Prälat Schwalke wieder regelmäßige deutschsprachige Gottesdienste im Ermland.
 
Prälat Schwalke war viele Jahre auch Vorsitzender der Bischof-Maximilian-Kaller-Stiftung e.V.. Unter seiner Leitung hat das ermländische Hilfswerk bedürftige Ermländer in Deutschland und im Ermland unterstützt. Ebenso wurde der Erhalt von ermländischen Kirchen wie die Arbeit der ermländischen Gruppen gefördert.
 
Die Ermländer verlieren mit Prälat Johannes Schwalke einen herausragenden Seelsorger, der die Ermlandfamilie über Jahrzehnte mit seinem bis zuletzt unermüdlichen Engagement maßgeblich geprägt hat. Nehmen wir ihn in unsere Gebete mit auf.

Näheres dazu unter http://www.visitator-ermland.de/.

 

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Meldung vom BdV: Ungarische Parlamentspräsidentin Szili erhält BdV-Auszeichnung

 

Dazu erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach, MdB:

 

Das ungarische Parlament setzt am 16. November ein weiteres wegweisendes Zeichen im Umgang mit den vertriebenen Deutschen. Bereits 1992 wurde die Eigentumsfrage gemeinwohlverträglich geklärt. Die Präsidentin der Ungarischen Nationalversammlung Dr. Katalin Szili hat jetzt zu einer „Gedenkkonferenz des 60. Jahrestages der Entrechtung und Vertreibung der Ungarndeutschen“ eingeladen.

 

Zuvor schon hat sie sich immer wieder gegen die, wie sie sagte „unmenschliche, ungerechte und unwürdige Vertreibung der Ungarndeutschen“ gewandt und es zu ihrer Sache gemacht “die Opfer um Verzeihung zu bitten und mit eigenen Mitteln dabei zu helfen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.“

 

Teilnehmer der Konferenz sind u.a. Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, der ungarische Schriftsteller György Konrad sowie Vertreter der ungarndeutschen Landsmannschaft. Vor Beginn dieser Konferenz verleihe ich die Ehrenplakette des BdV, unsere höchste Auszeichnung, an Dr. Katalin Szili.

 

Seit 1962 zeichnet der BdV jährlich Persönlichkeiten aus Politik und öffentlichem Leben aus, die sich um die Heimatvertriebenen und Menschenrechte verdient gemacht haben. Prominente Träger der Ehrenplakette sind neben anderen: Reichstagspräsident a.D. Paul Löbe (1962), Altbundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (1964), Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (1984), Lennart Meri, Staatspräsident von Estland (1999) sowie der Suchdienst des DRK und der Kirchliche Suchdienst.

 

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Nobelpreis für sudetendeutschen Physiker

Zur Verleihung des Physik-Nobelpreises an Peter Grünberg erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen Erika Steinbach MdB:
Mit Peter Grünberg hat ein Sudetendeutscher den diesjährigen Nobelpreis für Physik erhalten. Er wurde am 18. Mai 1939 in Pilsen als Sohn deutscher Eltern geboren. Mit seiner Familie wurde der 7-jährige 1946 in einem Viehwaggon vertrieben und landete in der Nähe des kleinen hessischen Ortes Lauterbach in einem Lager. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage schaffte er es, in Frankfurt a. M. und Darmstadt zu studieren und zu promovieren. Über das kanadische Ottawa führte ihn sein Weg in das Forschungszentrum nach Jülich, wo ihm seine bahnbrechende wissenschaftliche Leistung gelang.
Bereits im Jahre 2002 erhielt er die Ritter-von-Gerstner-Medaille, die höchste Wissenschaftsauszeichnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Der BdV und mit ihm die Kreisgemeinschaft Braunsberg freut sich mit Dr. Peter Grünberg über den verdienten Physik-Nobelpreis.
Wir gratulieren von ganzem Herzen.

www.braunsberg-ostpreussen.de